Peninsula Valdés

Nach ca. 18 Stunden Busfahrt erreichen wir am 27. November gegen 10 Uhr Puerto Madryn, 1400 km südlich von Buenos Aires. Die Investition in unseren ersten Bus der Klasse “Cama” (Bett) hat sich gelohnt. Wir haben eine erholsame Nacht auf den bequemen Sitzen mit einfacher Vollpension verbracht und sind ausgeschlafen. Der Preisunterschied betrug im Vergleich zu Semi-Cama lediglich 100 Pesos. Zudem haben wir auf die Fahrkarte für 1300 Pesos 20% Rabat bekommen. Dennoch ist unsere erste längere Busfahrt in Argentinien mit 1100 Pesos pro Person (offiziell: 110 Euro, blau: 70 Euro) deutlich teurer, als in den anderen Ländern. Das liegt vermutlich an den höheren Spritpreisen und den großen Distanzen. Bei den teuren Buspreisen kommt es sogar (wie in Europa) vor, dass man Flüge finden kann, die günstiger, als die Busse sind. Wir wollen aber trotzdem auf dem Boden bleiben. Wir haben die Zeit und sind der Meinung, dass wir nur so den Kontinent in seiner ganzen Dimension kennenlernen auch wenn das an der  Ostküste Patagoniens bedeutet durch hunderte oder sogar tausende Kilometer Pampa zu fahren.

In Puerto Madryn erfahren wir, dass die organisierten Tagesausflüge auf die Peninsula Valdes pro Person fast genau so teuer sind (900 Pesos) wie die Miete eines Leihwagen für einen Tag (ab 1100 Pesos). Also laufen wir die verschiedenen Autovermietungen an der Strandpromenade ab und leihen uns beim günstigsten Anbieter ein Auto für zwei Tage. Unglaublich, für den Mietpreis von 110 bzw. 70 (blau) Euro am Tag haben wir in Brasilien ein Auto für sechs Tage bekommen. Wir merken, dass es in Argentinien schwer sein wird, unser Budget von ca. 100 am Tag (zu zweit) einzuhalten. Aber egal, die Peninsula Valdes ist so weitläufig und ohne öffentlichen Busverkehr. Da lohnt sich das Auto selbst für diesen Preis.

Bevor wir in Richtung der Halbinsel aufbrechen, besuchen wir das Ecocentro, ein sehr modernes Museum, das genau die Fragen über das maritime Wildleben der Region beantwortet, die wir haben.

Bis Puerto Piramides sind es 100 km über asphaltierte Straße. Der Isthmus ist so breit, dass man kaum merkt auf eine Halbinsel zu fahren. Nach der trockenen und scheinbar endlosen Pampa wirkt das kleine, sehr einladende Puerto Piramides wie eine Oase. Wir übernachten im netteren der beiden Hostels, dem Hostel Aloha und brechen morgens zur Rundfahrt der Halbinsel auf.

Die Distanzen sind enorm und asphaltierte Straßen gibt es hier nicht. So warten 200 km Piste auf uns. Diese sind breit und in gutem Zustand. Lediglich die anderen Autos sind etwas unangenehm, da sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 km/h so gut wie niemand hält. Jetzt können wir etwas besser nachvollziehen, dass uns der Autovermieter von zwei Mietwagen erzählt hat, die sich in der Woche zuvor überschlagen haben. Am unangenehmsten sind jedoch die Kleinbusse der Tourveranstalter, die diese Strecke täglich fahren. Dennoch entgehen wir mit etwas Glück jeglichem Steinschlag und bekommen später unsere 1300 Euro Selbstbeteiligung wieder.

Da der öffentliche Besichtigungspunkt an der südlichen Punta Delgada geschlossen ist, lassen wir diese aus und fahren direkt nach Caleta auf halber Strecke Richtung Norden. Hier ist um 10:20 Uhr Flut, der Zeitpunkt mit den höchsten Chancen um Orkas zu sehen, wie man uns am Informationszentrum gesagt hat. Diese nutzen den hohen Wasserstand um Robben und Pinguine am Strand zu jagen. Aber sie zu sehen sei wirklich Glück.

Am ersten Aussichtspunkt sehen wir eine große Kolonie von Magellanpinguinen, die bis an die Beobachtungsplattform herankommen. Es ist toll diese lustigen Tiere in freier Wildbahn von so nah beobachten zu können. Als nächstes fahren wir zu einem Aussichtspunkt wenige Kilometer weiter südlich, wo Seelöwen leben. Die Aussichtsplattform ist voller Touristen und als wir unter ihnen sind, verstehen wir wieso. Zwei Orka Mütter sind gerade mit ihrem Nachwuchs am Jagen. Wie sie sich auf den Strand werfen sehen wir (leider) nicht mehr, können sie anschließend aber lange beobachten. Als sie in die Lagune rein schwimmen, begleiten wir sie sogar mit dem Auto und sehen sie am Aussichtspunkt weiter nördlich vorbei schwimmen. Was für ein Glück!

Anschließend warten wir allerdings nicht auf die Rückkehr der Orkas aus der Lagune um weiter zu jagen, da wir erst später von diesem Verhalten erfahren und davon, dass die Lagune am anderen Ende geschlossen ist. Also fahren wir weiter zur Punta Norte, wo weitere Seelöwen, Seeelefanten und auf dem Parkplatz sogar Gürteltiere auf uns warten.

Die Rückfahrt von Punta Norte (ca. 100 km) zieht sich über die Piste. Zurück in Puerto Piramides erkundigen wir uns, ob Boote zur Walbesichtigung raus fahren, da dies am morgen wegen dem starken Wind noch nicht klar war. Da steht bereits das Boot des Veranstalters für den wir einen Coupon mit 10% Rabat haben auf dem Strand zur letzten Abfahrt des Tages bereit. Wir grübeln nochmal kurz, bezahlen die $110 für uns beide zusammen und sitzen im Boot. Schon an der Ausrüstung merkt man, dass die Peninsula Valdés weltbekannt für Whale Watching ist. Ein hochmoderner Traktor schiebt unser Boot auf einem Anhänger bei Ebbe ins Wasser.

Es dauert nicht lange, da sieht eine aufmerksame Touristin den ersten Wasserstrahl eines Suedkarpers (Ballena Franca Austral, Right Whale). Insgesamt beobachten wir in den 2 Stunden an Board zwei oder drei Mütter mit ihrem Jungen (wir sind nicht sicher ob es tatsächlich drei verschiedene Wale waren). Ein beeindruckendes Schauspiel auch wenn die Wale kurz vor dem Aufbruch Richtung Süden relativ ruhig sind. Wir sind überglücklich zum ersten mal diese faszinierenden Meeressäugetiere aus nächster Nähe zu sehen. Dabei haben wir von anderen Touristen schon gehört, dass die Wale den Golf bereits verlassen hätten. Der nette Guide sagt uns jedoch, das letzte Woche noch 30 Tiere vom Flugzeug gezählt wurden. In den Wintermonaten (Juli/August) sind es über 1000. Mit unserem Veranstalter sind wir insgesamt sehr zufrieden, nur ab und zu haben wir Bedenken, dass der Steuermann vielleicht doch ein bisschen zu nach an die Wale heran fährt.

Bevor wir am nächsten Tag nach Puerto Madryn zurückfahren, machen wir noch halt beim Robben-Aussichtspunkt “Loberia”, 5 km von Puerto Piramides entfernt. Hier sind die brüllenden Seelöwen vielleicht am schönsten zu beobachten. Zudem ist es heute windstill und der Golf liegt wie ein ruhiger See unter uns. Als wir schon wieder aufbrechen wollen, hören wir auf einmal ein lautes Pusten und können kaum glauben, wenige hundert Meter von der Küste zwei Walrücken zu sehen. Kurze Zeit später taucht sogar noch eine zweite Mutter mit ihrem Jungen auf.

Trotz der Faszination schaffen wir es rechtzeitig nach Puerto Madryn zurück, um gegen 13 Uhr unseren Bus nach Rio Gallegos zu nehmen. Der hat letztendlich sogar 1,5 Stunden Verspätung und fährt erst gegen 14:45 Uhr ab.

  1 comment for “Peninsula Valdés

  1. Helmi
    13. Dezember 2015 at 11:25

    Haben gerade mit Georg und Maria den Text gelesen und das Video und die Bilder gesehen. Sind wieder sehr beeindruckt. Vor allem das Video hat uns gut gefallen. Weiterhin: Gute Reise! 🙂 Helmi

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