Pantanal

Das Pantanal ist mit  210.000 km² das größte Süßwasserfeuchtgebiet der Erde und ca. 20 mal so groß wie die Everglades in Florida. Im Gegensatz zu letzteren ist das Pantanal jedoch kein klassischer Sumpf, sondern ist sehr stark von seiner Trocken- und Regenzeit geprägt, in denen sich der Wasserspiegel um bis zu 3 Meter unterscheidet. Diese Charakteristik trägt dazu bei, dass das Pantanal das am besten geeignete Gebiet für Tierbeobachtungen in Südamerika ist. Während die Tiere im Amazonas viel mehr Möglichkeiten haben, sich im Dschungel zu verstecken, bleibt ihnen in der Trockenzeit im Pantanal nichts anderes übrig, als die übriggebliebenen Wasserstellen aufzusuchen. Die großen Unterschiede des Wasserstands kommen durch die geographische Lage des Pantanals, welches sich 1500 km vom Meer auf einer Höhe von 150 m befindet, und das daraus entstehende geringe Gefälle des Rio Paraguay zu Stande. Es beträgt auch in der Binnenebene lediglich 30 m auf 600 km. So fließt das Wasser in der Regenzeit entsprechend langsam ab.

Da das Pantanal nicht wirklich in unserer Richtung (Patagonien) liegt und die Preise der Touren laut verschiedener Informationsquellen recht hoch sein sollen, haben wir etwas länger überlegt, ob wir diesen großen Abstecher machen sollen, wollten es uns aber letztendlich nicht entgehen lassen.

Die Fahrt von  São Paulo nach Campo Grande ist die bisher angenehmste Nachtfahrt und wir schlafen einen Großteil der Nacht. An Board gibt es Decken, Kissen, zwei Toiletten und sogar WLAN. Unglaublich! Nach unserer Ankunft in Campo Grande gegen 10 Uhr (die Uhr haben wir eine Stunde zurückgestellt) holen wir zwei Angebote für 2 bis 3-Tages-Touren ins Pantanal ein, die sich geringfügig unterscheiden und günstiger sind als befürchtet. Da Rodrigo vom zweiten Veranstalter (Ecological Expeditions) anbietet, uns noch am gleichen Nachmittag ins Pantanal zu fahren und uns die erste Übernachtung zu schenken, sagen wir ihm zu (3 Übernachtungen mit Vollpension und Ausflügen für R$ 500 pro Person). Dieses Angebot kann er uns vermutlich machen, da er Mia ohnehin noch ins Pantanal bringen muss. Ihr Flug hatte am morgen Verspätung, wodurch sie den täglichen Transport um 10 Uhr ebenfalls verpasst hat. Das ist unser doppeltes Glück, zum einen kommen wir noch heute ins Pantanal, zum anderen machen wir Mias Bekanntschaft. Mit der netten junggebliebenen Holländerin, die aus ihrer Faszination und Liebe zu Tieren auch noch als Großmutter alleine in die brasilianische Wildnis reist ohne portugiesisch zu sprechen, verstehen wir uns sehr gut und sind ein bisschen traurig, als wir sie drei Tage später alleine mit den Tieren zurücklassen. Rodrigo fährt mit uns zur Bank (damit wir ihn bezahlen können) und zum Busterminal (wo wir unsere Rucksäcke gelassen haben), lässt uns noch gerade etwas zu Mittag essen und gegen 13:30 Uhr geht es los. Bei der Fahrt im klimatisierten aber relativ engen Pickup-Truck bekommen wir einen Eindruck von der Größe des Pantanals.

Es ist bereits dunkel, als wir um 20 Uhr die Fazenda Arara Azul erreichen. Es wimmelt von Insekten und die sehr einfache Fazenda hat in der Dunkelheit wenig Charme, aber wir sind froh nach 24 Stunden unterwegs im Pantanal angekommen zu sein. Außer uns, ist noch eine tschechische Reisegruppe von ca. 10 Personen da, die uns relativ wenig Sympathien entgegen bringt, sowie ein nettes kolumbianisches Paar welches mit dem Motorrad nach Patagonien unterwegs ist.

Am nächsten Morgen zeigen sich die Fazenda und ihre Umgebung von einer ganz anderen Seite. Als wir um kurz vor sechs aus unserem klimatisierten Zimmer Richtung Frühstück schlendern, bemerken wir erst das laute Zwitschern der vielen bunten Vögel, die uns alle so fremd sind.

Ein typischer Tagesablauf auf der Fazenda sieht wie folgt aus:

6:00 Uhr: Frühstück
6:30 – 10:00 Uhr: Exkursion – zu Fuß, per Pferd oder per Boot
10:00 – 14:00/15:00 Uhr: Mittagspause – Außer einem Mittagessen gegen 11:15 Uhr kann man in dieser Zeit nicht viel machen. Wir schaffen es bei der Hitze noch nicht mal Fotos zu sortieren oder für unseren Blog zu schreiben.
14:00/15:00 – 18:00 Uhr: Exkursion – zu Fuß, per Pferd oder per Boot
19:00 Uhr: Abendessen
20:00 Uhr: 1 Mal Nachtexkursion – per „Open-Air“-Truck

Unsere ersten drei Exkursionen unternehmen wir zu Fuß. Emisson (unser Guide), Mia und wir laufen über die Felder und durch die kleinen Wälder in der Hoffnung möglichst viele der Tiere zu sehen. Wir versuchen uns still fortzubewegen, was auf dem mit vertrockneten Blättern bedecktem Boden jedoch ein Ding der Unmöglichkeit ist. Und dennoch bekommen wir u.a. Kapuzineraffen, Nasenbären, Capibaras, Blauaras, Jabirus (das Wahrzeichen des Pantanals), bunte Spechte, Tukane und viele andere uns unbekannte Vogelarten zu sehen. Davon gibt es hier mit über 650 mehr als in ganz Europa. Natürlich müssen wir deutlich mehr Geduld als in einem Zoo mitbringen. Aber all diese Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum sehen zu können ist ja schließlich auch etwas ganz anderes. Die Wasserstellen sind mit unzähligen kleinen Kaimanen gefüllt (im Pantanal soll es 35 Millionen geben!) und Emisson lässt es sich nicht entgehen, sie bei unserer ersten Tour an Land zu locken.

Beim Bootsausflug am zweiten Tag, haben wir den Eindruck, dass sich Emisson und der andere Junge von der Fazenda, bei dem uns unklar ist, ob er zur Vergnügung mitgekommen ist, oder ob er auch bezahlt wird, nicht besonders gut mit dem Boot auskennen. Als ob sich dieser Eindruck bestätigen sollte, geht nach wenigen hundert Metern der Motor kaputt. Da wir noch nicht mal Ruder mitgenommen haben, rudern uns die beiden mit den Angeln zurück, die wir mitgenommen haben um Piranhas zu fischen. An der Anlegestelle tauschen wir den defekten Motor gegen Ruder ein und sagen uns, dass sich die Wahrscheinlichkeit Tiere zu sehen, ohne Motor sicher deutlich erhöht. Und tatsächlich, ein paar Flusswindungen später bekommen wir einen Flussotter und wieder viele Vögel zu Gesicht. An die kleinen Kaimane im Wasser haben wir uns mittlerweile schon gewöhnt.

Bevor wir am nächsten Mittag aufbrechen, steht vormittags noch ein Reitausflug auf dem Programm. Dafür fahren wir zur schicken Fazenda São João, die über viele Pferde verfügt, die einen gesunden Eindruck machen. Der sehr gemütliche Ausritt dauert knapp zwei Stunden und wir bekommen abermals viele der uns mittlerweile bereits etwas bekannten Tiere zu sehen.
Nach dem Mittagessen packen wir unsere Sachen und unser netter Fahrer der letzten Tage bringt uns über die „Estrada Parque“ mit dem Pickup zurück zur Hauptstraße (ca. 40km / 1 Stunde Piste mit über 30 Holzbrücken). Von dort fährt uns ein Minibus nach Bonito.

Wir sind begeistert von den vielen Eindrücken der letzten Tage auch wenn wir die absoluten Highlights (Jaguar und Anaconda) nicht gesehen haben.

Eine ausführlichere Übersicht der Tiere des Pantanals gibt es hier: http://pantanalportal.de/tiere-pflanzen/tiere-im-pantanal/

Nachdem wir einige technische Probleme mit unserem kleinen Netbook überwunden haben, gibt es endlich ein erstes Video. Es ist noch etwas groß geraten, aber wir hoffen es funktioniert schonmal.

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  5 comments for “Pantanal

  1. Meggie
    24. Oktober 2015 at 19:27

    Ich bin überwältigt von Euren Eindrücken und Eurer Fähigkeit, alles online zur Verfügung zu stellen 😳😘

    • Elodie & Tobi
      4. November 2015 at 14:49

      Danke Meggie!! Wir schreiben für euch und es freut uns riesig dass ihr uns liest!! viele Lieben Grüße

  2. Babs
    24. Oktober 2015 at 20:37

    Superschöne Bilder von den Hyazintharas! Und habt Ihr beim Angeln Glück gehabt? Weiterhin viel Spaß!!!

  3. Mia de Rooij
    9. November 2015 at 14:19

    Dear Elodie & Tobi,
    Nice to read your story’s. I had a great time in the Pantanal also because of your pleasant company.
    I had the luck to see the jaguar in the north, it was so beatiful!
    If you are interested you can find my photo’s on FB under “mijn albums”.

    I hope you will enjoy the rest of your traveling and be safe.
    Warm regards,
    Mia

  4. Zouzou
    11. November 2015 at 0:25

    Quelles jolies photos, quel beau film ! Merci encore pour le partage de vos instants de vie , de vos émotions et de votre expérience ! Bisous doux

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