Palenque, Yaxchillán und die Grenze

Wie spät ist es denn hier überhaupt?

Das frittierte Hähnchen, dass wir in Guatemala gegessen haben, bereuen wir schnell. Unmittelbar nach unserer Ankunft erfahren wir, dass der letzte Bus nach Palenque bereits abgefahren ist. Doch noch viel ungünstiger: Das Grenzbüro ist auch schon zu. Mit einer Stunde Zeitverschiebung hatten wir gerechnet – auch wenn sie in Chiapas angeblich nicht respektiert wird – aber mit einer Umstellung der Uhr nach vorne nicht, schließlich reisen wir doch nach Westen. So ist es in Mexiko bereits kurz nach 16 Uhr statt 15 Uhr wie in Guatemala (oder 14 Uhr, womit wir noch gerechnet hätten). Also warten wir eine Weile vor dem Grenzbüro und bekommen von Passanten wie immer verschiedene Informationen. Manche meinen das Büro hätte um 16 Uhr geschlossen, andere behaupten die Grenzbeamten wären lediglich in einer „Mittagspause“. Um halb fünf nachmittags?

Schließlich meint ein Taxifahrer zu uns, den Einreisestempel könnten wir uns auch im Büro von Migraciones in Palenque besorgen. Im Lonely Planet steht ebenfalls eine Adresse von der entsprechenden Behörde in Palenque. Also entscheiden wir uns kurze Zeit später mit einem Mototaxi die 13 km zur Carreterra Fronteriza zu fahren, wo noch bis 18 Uhr Busse nach Palenque verkehren.

Palenque – oder Kulturschock auf mexikanisch

Die Ankunft in Palenque kommt uns vor wie in einem „erste Welt“ Land. Die Straße bis hierher war in einwandfreiem Zustand, der Minibus nagelneu und das touristische Viertel könnte genauso gut irgendwo in den USA oder Europa sein. Zudem haben die Mexikaner gerade Sommerferien und in der Stadt ist einiges los. Im Vergleich zu den vergangenen Wochen unserer Reise ist das alles eine große Umstellung. Aber leider dauert es auch in Palenque wieder nicht lange, bis uns die ersten Kinder Andenken auf der Straße verkaufen wollen.

Am nächsten Morgen fahren wir als erstes mit dem Colectivo zur Grenzbehörde (Migraciones). Doch es dauert nicht lange, bis uns klar wird, dass wir hier keinen Einreisestempel erhalten werden. Uns ist nicht klar, welche Einreiseangelegenheiten in dem mehrstöckigen Gebäude geklärt werden können, aber ein einfacher Einreisestempel scheint nicht dazu zu gehören. Wir müssten auf jeden Fall die drei kurvigen Stunden mit dem Bus zurück zur Grenze fahren. Willkommen in der mexikanischen Bürokratie!

Also beschließen wir erst mal als illegale Einwanderer die Ruinen von Palenque zu besuchen, der eigentliche Grund warum wir überhaupt hier sind. Wir beginnen den Besuch im Museum, welches eine spektakuläre Sammlung von „Räuchermännchen“ beheimatet, wobei man bei ihrer Statur wohl eher den Begriff Räuchermänner benutzen müsste. Da sich das Museum am Ausgang befindet, laufen wir anschließend in verkehrter Reihenfolge durch die Ruinen, mit dem einzigen Nachteil, das es bergauf geht statt bergab. Es ist heiß, viel los und an vielen Stellen verkaufen Händler Andenken, aber trotzdem sind die Ruinen beeindruckend und ihren Besuch wert.

Yaxchillán… bzw. ist heute jemand da?

Am 29. Juli stehen wir früh auf um unser Glück an der Grenze erneut zu versuchen. Um 6 Uhr sitzen wir in einem der ersten Colectivos und gegen kurz nach 9 Uhr erreichen wir das Grenzbüro in Frontera Corazal, das zu unserer Freude gerade seine Pforten geöffnet hat. Es bleibt unklar, wo sich die beiden freundlichen Herren vor zwei Tagen rumgetrieben haben (eigentlich sei das Büro bis 18 Uhr geöffnet), aber heute bekommen wir unseren Stempel ohne weitere Probleme. Und so sind wir ab 9:30 Uhr legal in Mexiko.

Die unfreiwillige Rückkehr nach Frontera Corazal nutzen wir um zu sehen, ob wir ein Boot finden, dass uns mit zu den Maya-Ruinen von Yaxchillán nimmt, die nur über den Grenzfluss zu erreichen sind. Vor zwei Tagen war es dazu bereits zu spät gewesen. Heute, am Vormittag ist einiges los. Und so dauert es nicht lange bis wir für 200 Pesos pro Person (€10) mit einer mexikanischen Familie und einer Dame aus Honduras in einem Boot sitzen.

Eine halbe Stunde später erreichen wir Yaxchillán, völlig isoliert im Dschungel. Als sei das noch nicht abenteuerlich genug, laufen wir durch die von Fledermäusen und großen Spinnen bewohnte Gänge eines Gebäudes, um auf den Hauptplatz der Ruinen zu erreichen. Dort wartet eine riesige Treppe auf uns, die hoch zum aufwendig verzierten Palast führt, sowie zu weiteren Bauten tiefer im Dschungel, beeindruckend!

 

Gegen 13 Uhr sind wir wieder zurück in Frontera Corozal von wo wir unsere lange Fahrt entlang der Carreterra Fronteriza zu den Lagos de Montebello antreten um nicht wieder zurück nach Palenque zu fahren.

Sechs stunden später erreichen wir im strömenden Regen erschöpft Tziscao. Nach einem Abendessen an der Hauptstraße bringt uns ein Mototaxi zur Villa Tziscao, wo wir eine günstige Cabana am See bekommen.

  1 comment for “Palenque, Yaxchillán und die Grenze

  1. Jette
    2. September 2016 at 21:06

    Ihr beiden Weltenbummler, Elodie und Tobi!
    Seid gegrüßt aus Mannheim! Wir haben Eure ungewöhnliche Reise während des letzten Jahres weitgehend mit verfolgt u. waren erstaunt und überrascht über Eure Berichte, die so detailliert und einfühlsam waren – ein großes Dankeschön für Euren Blog, u. dass Ihr uns alle daran habt teilnehmen lassen!
    Wir freuen uns darauf, wieder von Euch zu hören (u. vielleicht sogar zu treffen?), wenn Ihr zurück seid.
    Alles Gute für einen neuen Start nach dieser Reise!
    Jette und Jarda

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