Choluteca

Eine Reise nach Honduras hört sich selbst im Reiseführer an manchen Stellen wenig einladend an. Das als “failed state” bezeichnete Land ist in vergangenen Jahren besonders für die höchste Mordrate der Welt bekannt geworden. Im verhältnismäßig friedlichen Nicaragua hatte uns in den letzten Tage jeder, mit dem wir über unsere Reisepläne gesprochen haben, auf die Gefahr im Nachbarland hingewiesen.

Glücklicherweise hatten wir von anderen Touristen aber auch schon vereinzelt gehört, dass es kein Problem sei, im Land zu reisen. Ähnlich hören sich die Worte unseres ersten Taxifahrers an, der uns von der Grenze nach San Marcos bringt. Ja es gäbe viel Gewalt im Land aber zum größten Teil beschränkt sich diese auf Bandenkriminalität unter verschiedenen Gangs.

Im Taxi treffen wir Claudia. Ihr Mann arbeitet in Esteli, sie wohnt mit zwei ihrer drei Töchter in Choluteca. Sie vergewissert uns, dass die Stadt eine der sichersten im Land ist und bietet uns direkt an bei ihr übernachten zu können. Und so wird unser erster Eindruck von Honduras völlig anders, als das Bild, das wir vom Land im Kopf hatten:

Unser erstes Ziel in Choluteca ist die Mall, in der Claudia noch ein paar Besorgungen tätigen muss. Wir kommen uns vor wie in den USA. Im Supermarkt treffen wir Christian, der fließend Deutsch und Französisch mit uns spricht. Wir denken, wir wären im falschen Film, aber nein, wir stehen tatsächlich vor einem Nudelregal in einem der unbeliebtesten Länder Lateinamerikas. Claudia wohnt in einer schicken Wohngegend und die Altstadt von Choluteca macht einen ruhigen und netten Eindruck auf uns. Andere Touristen gibt es hier anscheinend nicht und die Leute sind entsprechend neugierig. So fühlen wir uns auch bei unserem Zwischenstopp in Honduras direkt sehr wohl.

Etwas auffällig sind am nächsten Morgen die vielen Bestattungsunternehmen jedoch schon, die wir vom Bus aus sehen und die unübersehbar auf das große Gewaltproblem im Land hinweisen. Auch ein sympathischer Fahrer eines Mototaxis, mit dem wir uns in der Warteschlange an der Grenze unterhalten lässt kein gutes Wort an seiner Heimat. Noch nie haben wir jemanden so negativ über sein eigenes Land reden hören, in dem es keine Perspektive gäbe und viele Menschen mit einem Dollar am Tag auskommen müssten. Während wir selbst in den meisten armen Ländern die Erfahrung gemacht haben, dass die einfachen Leute mit Stolz über ihr Land erzählen, hören wir diesmal nur Verzweiflung.

Viele Dinge gehen uns durch den Kopf, als wir über die Brücke nach El Salvador laufen, aber für uns als Reisende kommt es uns hier am helllichten Tage auch nicht unsicherer vor, als in irgendeinem anderen Lateinamerikanischen Land.

  1 comment for “Choluteca

  1. James
    31. Juli 2016 at 23:38

    Tu ne m’avais pas dit petite cachotière qu’à Roatan on t’avais proposé de la fumette .
    Pas besoin de vous dire que j’étais totalement perturbé après avoir lu sur le pays.ouf y- as rien à voir.

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