Ushuaia

Der Weg mit dem Bus nach Ushuaia fühlt sich tatsächlich an wie ans Ende der Welt. Nachdem wir den ersten Grenzposten (nach Chile) passiert und die Magellanstraße mit einer kleinen Fähre überquert haben, verwandelt sich die Hauptstraße in die südlichste Stadt der Welt in eine holprige Piste auf der neben dem Bus kaum noch Platz für ein Auto bleibt. Gute zwei Stunden später passieren wir erneut die Grenze, um zurück nach Argentinien zu gelangen. Ab hier ist die Straße wieder asphaltiert und man merkt, dass die RN3 für Argentinien eine deutlich größere Rolle spielt, als für Chile.

In Rio Grande wechseln wir den Bus. Eine Weile danach erheben sich langsam die ersten Berge und der erste große See erscheint. Aus der Pampa, die wir die letzten 3500 km seit Buenos Aires durchquert haben wird schließlich die Landschaft, die wir bisher im Kopf hatten, wenn wir an Patagonien gedacht haben: Schneebedeckte Berggipfel mit türkisfarbenen Seen. Am Garibaldi Pass macht der Busfahrer sogar eine Pause für Fotos, da so viele Touristen im Bus sind. Das haben wir bislang noch nicht erlebt.

Ushuaia selbst ist tatsächlich eine richtige Stadt, mit Kinos, Einkaufszentrum und allem was dazu gehört. Man merkt direkt, dass der Tourismus hier eine wichtige Rolle spielt. Von Ausflügen zu den vorgelagerten Inseln im Beagle Kanal bis hin zu Kreuzfahrten in die Antarktis reicht das Angebot. An der Haupteinkaufsstraße findet sich eine große Zahl von Outdoorläden und wir fühlen uns ein bisschen wie in einem großen Skiort in den Alpen. Und dennoch macht Ushuaia nicht den Eindruck, nur vom Tourismus zu leben, sondern auch einen wichtigen Industriesektor zu haben.

Nach unserer 13-stündigen Fahrt von Rio Gallegos sind wir beeindruckt, dass sich in solch einer isolierten Lage eine so große Stadt entwickeln konnte. Es ist bereits 21 Uhr, aber dunkel wird es hier erst langsam zwischen 22 und 23 Uhr.

Am nächsten Morgen (Mittwoch) erkundigen wir uns nach Booten, die über den Beagle Kanal ins gut 50 km entfernte Puerto Williams nach Chile fahren. Von dort legt einmal die Woche (Samstags) eine Fähre zu einer 30-stündigen Fahrt durch die Fjorde nach Punta Arenas ab. Wir finden jedoch schnell heraus, dass der einzige Bootservice von Ushuaia nach Puerto Williams (Ushuaia Boating) diese Saison noch nicht den Betrieb aufgenommen hat, da sie seit drei Wochen auf die Papiere warten. Die Überfahrt ins nahe Puerto Williams scheint wegen der Grenze so kompliziert zu sein, dass keiner der anderen Veranstalter diesen Dienst anbietet. Da bleibt die einzige Möglichkeit, am Segelhafen nachzufragen, ob in den nächsten Tagen ein Boot nach Puerto Williams ablegt. Doch die Skipper scheinen hier aus der Nachfrage längst ein Geschäft gemacht zu haben. Um als „schwarzer“ Dienstleister nicht in direkter Konkurrenz zu Ushuaia Boating (Preis ca. $120 pro Person) zu stehen, gibt es außerdem eine Preisabsprache, so dass alle ca. $150 pro Person für die Überfahrt verlangen.

Am ersten Steg fragen wir Martin, einen argentinischen Skipper, der morgen nach Puerto Williams fährt um dort „Kunden“ abzuholen. Er würde uns für $250 zusammen mitnehmen. So viel Geld wollten wir eigentlich nicht ausgeben. Außerdem ist er uns unsympathisch und sein Boot macht keinen besonders guten Eindruck. Eine Überfahrt mit ihm kommt nicht für uns in Frage. Also laufen wir etwas hoffnungslos noch bis zum zweiten Steg auf der anderen Seite der Bucht. Die Überfahrt nach Puerto Williams haben wir schon fast aufgegeben, nachdem was wir bisher gehört haben. Aber wir fragen trotzdem den lächelnden Segler, der vom Steg auf uns zu kommt, ob er von jemandem weiß, der in den nächsten Tagen übersetzt. Er antwortet: „Ich glaube Micki fährt am Freitag, das dritte Boot auf der linken Seite.“ Micki haben wir schnell gefunden. Er macht uns direkt einen sehr sympathischen Eindruck. Als wir ihn fragen, ob er am Freitag fährt und ob er uns mitnehmen könne, antwortet er, dass er eigentlich keine Leute mitnehmen würde. Aber ja er fährt am Freitag und wir sollten einfach um 9 Uhr zum Boot kommen, dann könnten wir mitfahren. Geld spricht er nicht an. Wir bieten im unsere Hilfe an und auch etwas zu bezahlen. Er meint nur dass er eine Aufwandsentschädigung annehmen würde. Wir sollten ihm unsere Daten schicken, damit er die Papiere für Aus- und Einreise vorbereiten könne. Als wir den Steg verlassen, können wir unser Glück noch gar nicht fassen.

Den Nachmittag nutzen wir für eine kleine Wanderung Richtung Glaciar Martial, der Gletscher der oberhalb der Stadt liegt. Für die 7 km bis zur Talstation des Sessellifts nehmen wir ein Taxi. Von dort steigen wir bis zur Schneegrenze auf und anschließend wieder bis in die Stadt ab.

Die Nacht ist unruhig, die Treppe neben unserem Zimmer laut und die Wände dünn. Also beschließen wir für die letzte Nacht vom Refugio del Mochilero ins Hostel Cruz del Sur umzuziehen und das deutlich nettere Personal gegen ein bequemeres Bett einzutauschen. Als wir im neuen Hostel unsere Emails abrufen haben wir noch keine Reservierungsbestätigung für die Fähre von Puerto Williams nach Punta Arenas, die wir gestern versucht hatten zur reservieren. Als wir mit Skype das Büro der Fähre anrufen, erfahren wir, dass sie ausgebucht ist. Erst in der nächsten Fahrt eine Woche später ist eventuell Platz. Da löst sich unser Traum von Bootsfahrten durch die patagonischen Fjorde in unseren Köpfen ganz schnell wieder auf. Wir informieren uns über die Busfahrzeiten von Ushuaia nach Punta Arenas und überlegen, was wir machen sollen. Die eine Woche, die wir in Puerto Williams bleiben würden, würde die Hauptsaison in den vielbesuchten Nationalparks, die wir anschließend besuchen wollen, weiter voranschreiten.

Nachmittags laufen wir am windigen “Strand” von Ushuaia entlang und lassen uns, die Möglichkeiten nochmal durch den Kopf gehen. Auf dem Rückweg, finden wir wieder eine Krankengymnastik Praxis, in der sich Elodie nochmal behandeln lässt.

Letztendlich entscheiden wir uns für eine Woche nach Puerto Williams aufzubrechen. Diese Möglichkeit können wir uns nicht entgehen lassen. Und vielleicht sind am Samstag ja doch noch zwei Plätze auf der Fähre frei.

  1 comment for “Ushuaia

  1. James
    16. Dezember 2015 at 1:06

    Après ces commentaires j’aurais bien aimé voir la tête du Tavernier et de ses serfs, des gros bateaux qui naviguent ds ces eaux si lointaines, de la chambrée et peut être des ours ?

Comments are closed.

Top