Puyuhuapi

Der Großteil der Straße bis Puyuhuapi ist asphaltiert. Doch als bei der Abzweigung nach Puerto Cisnes der Asphalt aufhört, ist die anschließende Piste dafür umso spektakulärer. Über Serpentinen geht es hoch zum Pass und auf der anderen Seite wieder hinab. Die Vegetation erinnert dabei sehr stark an tropischen Regenwald, mit Menschen-großen Nalkablättern. Kurz darauf erreichen wir Puyuhuapi.

Der Ort ist malerisch am gleichnamigen Fjord gelegen, welches so weit ins Land hinein ragt, dass es leicht mit einem See zu verwechseln ist. Direkt neben der Bushaltestelle finden wir mit der Hosteria Carretera Austral eine sehr gemütliche Unterkunft, die von einer äußerst freundlichen und hilfsbereiten Dame betrieben wird. Puyuhuapi ist klein und ruhig und wird schnell zu einem unserer Lieblingsorte an der Carretera Austral.

Abends essen wir frischen Fisch in einem der kleinen Restaurants. Als wir auf dem Rückweg zum Hostel an einem anderen Restaurant vorbei kommen, gucken uns zwei bekannte Gesichter vom einzigen belegten Tisch an: Matias und Jessica, die uns auf ihrer unbequemen Ladefläche aus Rio Tranquilo mitgenommen haben sitzen beim Abendessen. Als ob es ihnen unangenehm gewesen wäre, uns keinen besseren Transport angeboten haben zu können, laden sie uns auf einen Pisco Sour ein und sorgen dafür, dass wir später ins Bett kommen als gedacht. So lernen wir die beiden netten, interessierten und sehr herzlichen Santiagiunos schnell besser kennen. Jessica ist Fotografin und Matias (ein bekannter) Architekt.

Am nächsten Morgen wollen wir zum Queulat Nationalpark, der gute 20 km südlich von Puyuhuapi liegt. Wir sind später aufgestanden, als geplant und versuchen es zu erst per Anhalter. Da wir den Eindruck haben, dass nicht viele Autos Richtung Süden fahren, wollen wir uns zwei Fahrräder ausleihen. Doch als wir an Jessicas und Matias Unterkunft vorbeilaufen, rufen sie uns von ihrem Fenster zu, dass sie gleich losfahren und uns mitnehmen. So finden wir uns auf der gleichen Ladefläche wieder, wie wenige Tage zuvor, nur dass sie zu zweit ohne Gepäck in der Sonne für eine kurze Strecke ein deutlich bequemeres Transportmittel darstellt, als beim ersten mal. Letztendlich verbringen wir den ganzen Tag gemeinsam mit Jessica und Matias. Im Queulat Nationalpark gibt es mehrere kurze Wanderwege von der Parkverwaltung aus. Wir laufen den längsten (3,5 km eine Richtung) der Wege viele Höhenmeter bergauf, um einen beeindruckenden Blick auf den Glaciar Colgante, welcher oberhalb einer senkrechten Felswand „klebt“, zu bekommen. Die Landschaft ist unglaublich. Der Weg führt durch dichten Regenwald und der Reiseführer hat nicht Unrecht, wenn er das Tal mit dem „Yosemite Nationalpark zur Zeit als es dort noch Gletscher gab“ vergleicht.

Abends wollen wir Jessica und Matias zumindest auf einen Pisco Sour einladen. Aber der Deal, dass wir sie zum Getränk einladen und sie uns zum Essen, fällt letztendlich wieder sehr einseitig zu unseren Gunsten aus. Da ist nichts zu machen. Wir sind beeindruckt, wie interessiert und herzlich die beiden zu uns sind und uns wie zwei ihrer eigenen fünf Kinder behandeln. In Santiago sind wir herzlich zu ihnen nach Hause eingeladen.

Am nächsten Morgen geht alles etwas schnell. Unsere nette Gastgeberin bietet uns beim Frühstück an, dass ihr Sohn, der in 10 Minuten los fährt, uns bis La Junta mit nimmt. Diese Möglichkeit lassen wir uns nicht entgehen und sitzen um kurz vor Zehn im Auto nach La Junta.

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