Caleta Tortel

Der Weg von Villa O’Higgins ist beeindruckend. Die Carretera Austral ist hier teilweise so schmal, dass zwei Autos nur mühsam aneinander vorbei kommen. Da kommt es sehr gelegen, dass uns auf den über 100 km so gut wie kein Auto begegnet. Das liegt teilweise auch daran, dass ein Teilstück nach wie vor per Fähre zurückgelegt werden muss und diese nur drei mal am Tag fährt. Eine so verrückte Idee gehabt zu haben, bis hier hin eine Straße zu bauen, kann eigentlich nur von einem Diktator, wie Pinochet kommen. Er hatte sich zum Ziel genommen das ganze Land mit einer Straße zu verbinden. Nach heutigem Grenzverlauf erscheint uns ein solches Vorhaben südlich von Villa O’Higgins jedoch schlicht unmöglich. Hier teilen sich das Südpatagonische Eisfeld und die Fjorde den Platz zwischen Grenze und Pazifik. Ohnehin erscheint eine Fortführung dieses verrückten Projektes in Zeiten des Friedens mit Argentinien noch sinnloser als zu Zeiten Pinochets. Heute sind es neben den wenigen Einwohnern der Region Aysén besonders Touristen wie wir, die von der Carretera Austral, die ein Abenteuer in der Wildnis verspricht, profitieren.

Als der Minibus schließlich von der Carretera Austral abbiegt, schlängelt sich die Piste die letzten 20 km am Rio Baker entlang, der Fluss mit dem größten Durchfluss Chiles. Wir sind von der Landschaft begeistert. Sie gehört zweifelsohne zur Schönsten, die wir bisher auf unserer Reise gesehen haben.

Tortel ist ein ganz besonderer Ort. Das ganze Dorf ist auf Holzstegen gebaut, selbst Schule und Sporthalle. Die Stege führen teils übers Wasser, teils über sumpfigen Boden. Bei unserer Ankunft regnet es in Strömen, was hier keine Seltenheit zu sein scheint. In Tortel verabschieden wir uns von Attie, Lené und Stefan und  bleiben für eine Nacht im Hospedaje Estilo. Die anderen haben es eiliger und fahren weiter nach Cochrane. Am Nachmittag laufen wir zum Mirador de la Bandera hoch, von dem wir eine atemberaubende Aussicht auf Tortel und das Delta des Rio Baker haben.

Am nächsten Morgen sind selbst die niedrigen Berge um Tortel mit Schnee bedeckt und wir bekommen die Lage des Ortes zwischen dem Südpatagonischen und Nordpatagonischen Eisfeld zu spüren. Am Parkplatz oberhalb des Ortes versuchen wir unser Glück, per Anhalter weiter zu kommen, da der tägliche Bus nach Cochrane erst am Nachmittag fährt. Als uns nach gut zwei Stunden immer kälter wird, nehmen uns endlich zwei Tortelinos mit. Auf geht’s auf die nächsten 130 km Carretera Austral nach Cochrane!

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