Santa Catarina

Ilha Santa Catarina

Als wir nach der Nachtfahrt am späten Morgen an der Rodoviaria von Florianópolis ankommen fällt uns eine kleine Autovermietung ins Auge, die Werbung mit günstigen Mietwagen macht. Es scheint zwar immer etwas schwerer, nach einer Nacht im Bus Entscheidungen zu treffen, aber nach einem schnellen Frühstück sagen wir dem freundlichen Herrn von der Vermietung zu, für das Angebot, dass er uns gemacht hat (R$ 450 für sechs Tage). Die Selbstbeteiligung von R$ 4000 (entspricht knapp 1000 Euro) ist zwar sehr hoch, aber Mietwagen ohne Selbstbeteiligung gibt es in Brasilien anscheinend nicht. Auf unserer VISA-Karte wird zumindest nur ein Viertel dieser Summe als Kaution blockiert.

Mit dem Wetter haben wir auf der Ilha Santa Catarina kein Glück. Nachdem wir bislang in Brasilien so gut wie noch keinen Regen hatten, soll das Niederschlagskonto unserer Reise hier in wenigen Tagen wieder ausgeglichen werden. Doch das ist alles halb so schlimm. Wir haben eine unheimlich schön gelegene Unterkunft gefunden. Das Sunset Strip Eco Hostel liegt in einer kleinen Bucht von Barra de Lagoa, die man nur zu Fuß erreicht, mit direktem Blick auf Meer und ist bestens ausgestattet. Sogar Surfbretter stehen zur freien Nutzung bereit. Die Wellen sind gut und ich freue mich umso mehr, dass sich Elodie trotz des schlechten Wetters hier ebenfalls sehr wohl fühlt.

Täglich kaufen wir uns frischen Fisch im Ort, den wir abends lecker zubereiten. Am zweiten Tag hat Elodie Hai ausgesucht. Die Größe des Filets ist jedoch nicht besorgniserregend, um am nächsten Tag wieder ins Wasser zurückzukehren. Statt eines Hais bekomme ich hier die Rückenflossen von ein paar Delphinen zu sehen, die wenige Meter an mir vorbei schwimmen. Es ist wirklich toll beim surfen, so nah an der Natur zu sein. Das Wasser ist allerdings frisch und nach ein bis zwei Stunden freue ich mich jedes mal sehr über eine heiße Dusche.

Der Mietwagen erlaubt es uns auch bei dem schlechten Wetter, die Insel zu erkunden. Am ersten Tag fahren wir die Westküste einmal nach Norden bis Ingleses und am zweiten Tag einmal nach Süden bis Pantanao do Sul. Die Distanzen sind überschaubar. Obwohl einem bei Regen alles trister erscheint, erkennen wir, dass die Insel landschaftlich ein Paradies ist. Das scheint allerdings auch kein Geheimnis mehr zu sein. In jedem Ort gibt es viele Übernachtungsmöglichkeiten und wir hören davon, dass die kleinen Straßen in der Hauptsaison völlig überlastet sind.

Küste südlich der Ilha Santa Catarina

Nach drei Nächten in Barra de Lagoa brechen wir mit unserem Mietwagen weiter Richtung Süden auf. Wir brauchen etwas Geduld um durch den frühen Freitagnachmittagsverkehr von Florianópolis zu kommen und das Nadelöhr, die einzige Brücke, die Insel und Festland verbindet, hinter uns zu lassen.

Unser erster Halt ist Guarda do Embau, ein kleiner, sehr charmanter Fischerort mit Hippieflair. Der Ort liegt an einer Flussmündung, die eine der besten Wellen Brasiliens beheimatet. Wir gucken etwas unentschlossen nach einer Unterkunft, fahren schließlich aber doch weiter nach Garopaba.

Garopaba ist eine Kleinstadt – ein ganz anderes Ambiente als Guarda do Embau – aber auch sehr angenehm. Ein Hostel finden wir hier nicht, dafür aber das Hotel Lobo, ein sehr nettes Hotel, dass mich an Portugal erinnert (in der Tat stammen viele der Einwohner der Region von den Azoren). Das schöne Zimmer inkl. Terrasse und riesigem Frühstücksbuffet bekommen wir zum Sonderpreis von R$ 120 (30 Euro).

Am nächsten Morgen gestaltet sich die Suche nach einem Surfbrett schwieriger als gedacht. Und das ausgerechnet an dem Tag mit den größten Wellen. Nachdem der einzige auffindbare Vermieter in Garopaba einen lächerlichen Mietpreis von R$ 100 / Tag verlangt, versuchen wir unser Glück an der Praia do Ferrugem. Mit Erfolg. Nachdem wir bei etlichen Leuten nachgefragt haben halte ich endlich ein Brett in der Hand, genau meine Größe für R$ 80 / zwei Tage. Die Sonne scheint, die Wellen sind groß und es sind kaum Surfer im Wasser. Einmal mehr bin ich Elodie für ihre Geduld sehr dankbar:-)

Von der Praia do Ferrugem fahren wir weiter nach Süden zur Praia do Rosa, ein weiterer schöner Strand mit vielen schicken Restaurants und Unterkünften, die ihn überblicken. Wir fragen bei ein paar Posadas an, finden aber nichts für uns. Also entscheiden wir, zurück zum Hotel Lobo zu fahren, wo es uns so gut gefallen hat.

Zurück nach Florianópolis

Am letzten Morgen wache ich mit Ohrenschmerzen auf. Also bringen wir mein Surfbrett zurück und fahren gemütlich Richtung Florianópolis zurück. In Cacupé probieren wir die Austern der Insel, waschen unser Auto und ergänzen unsere Ausrüstung bei einem Decathlon um Pullis, Regenjacke und Hängematte.

Wir übernachten im sterilen HI Floripa Hostel, um am nächsten morgen unseren Mietwagen gegen einen Bus nach Porto Alegre einzutauschen. Nach einer schmerzhaften Nacht machen wir jedoch zunächst noch unsere erste Erfahrung mit einem brasilianischen Krankenhaus. Wir sind von der guten Organisation beeindruckt. Die Ärztin macht einen kompetenten Eindruck und wir sind so schnell dran, dass wir sogar noch einen Bus um 9:30 Uhr nach Porto Alegre bekommen. Am meisten überrascht uns, dass wir für die Diagnose nichts bezahlen müssen.

P.s.: Unterschätze niemals eine brasilianische Pfütze

Auf dem Weg von der Praia do Ferrugem zur Praia do Rosa machen wir noch einen Abstecher zur Praia Ouvidor. Als das Auto vor uns an einer größeren Pfütze anhält, denke ich nicht lange nach und überhole langsam. Kurz darauf merke ich, das die Pfütze tiefer ist als gedacht. Das Auto versinkt einige Zentimeter im Wasser. Ich trete aufs Gaspedal und mit etwas Getöse zieht sich unser Pickup ohne Allrad wieder aus dem Wasser. Elodie beschwert sich, wie ich denn fahre. Ich bin erst mal nur froh, dass wir nicht stecken geblieben sind. Auf dem rauen Weg bis zum Strand machen wir uns weiter Gedanken, wie wir wieder zurück kommen und denken an die Kaution, die wir für den Mietwagen hinterlassen haben.

Der Strand selbst ist nicht besonders einladend, da er von der Musikanlage eines Brasilianers in unvorstellbarer Lautstärke beschallt wird. Als ein VW Bus vom Strand aufbricht, beschließen wir ihm zu folgen, um zu sehen wie er durch die Wasserstelle kommt. Dummerweise hält er kurze Zeit später an und lässt uns vorbei fahren. Als wir schließlich wieder an der Wasserstelle ankommen, steckt ein Fahrzeug mit seinen Vorderrädern fest. Ich fahre rechts ran.

Kurz darauf taucht der VW Bus wieder auf. Als er an uns vorbei fährt, frage ich ihn noch, wo man am besten durchs Wasser kommt. Die Beifahrerin ruft mir “links” zu und sie scheinen Bescheid zu wissen. Doch kurz nachdem die Räder des VW Busses im Wasser sind, bricht der Bus vorne rechts auf einmal so weit ins Wasser ein, dass wir uns ernsthafte Sorgen darum machen, dass er umkippt. Einen Moment später stabilisiert sich seine Lage. Mit laufendem Motor klettert die Familie aus ihrem versenkten T2. Wir sind fassungslos und müssen ein bisschen an Milord zurück denken. Was für ein trauriger Anblick!

Wir helfen dem Mann den Bus mit Hölzern zu verkanten, damit er nicht weiter versinkt. Es dauert nicht lange bis sich einige Autos und Menschen rund um die Wasserstelle versammelt haben. Mit der Hilfe eines Autos dass wir zusätzlich anschieben ziehen wir das erste feststeckende Auto aus der Wasserstelle raus. Danach wird der VW Bus an einen Truck gebunden und wir heben ihn zu fünft auf der Seite die im Wasser hängt an. Das Lenkrad ist verkantet und zeigt genau in die falsche Richtung, aber irgendwie heben und ziehen wir den Bus aus dem Wasser und anschließend scheint er sogar noch zu funktionieren.

Jetzt bleibt nur noch, unser Auto wieder über die Wasserstelle zu bringen. Es gibt eine stabile Fahrspur, die wir erwischen müssen, alles was links und rechts davon ist, ist tiefer als einen halben Meter mit schlammigem Untergrund. Die anderen Helfer reden uns gut zu und versichern, uns wieder raus zu ziehen, falls wir fest stecken. Doch das ist nicht nötig. Wir erwischen die Fahrspur und schaffen es mit unserem Mietwagen wieder auf die andere Seite des Wassers.

  3 comments for “Santa Catarina

  1. Moni
    19. November 2015 at 7:48

    Wie grün die Insel Santa Catarina ist! Gut, dass ich von den Abenteuern erst dann erfahre, wenn sie überstanden sind;-) Ich hoffe, das Ohr ist wieder ok?

  2. Helmi
    19. November 2015 at 11:03

    Dieses Mal gefällt mir die Auswahl der Fotos besonders gut!! Cette fois la choix des photos me plait beaucoup!!!

  3. Babs
    19. November 2015 at 15:39

    Sieht ja sehr interessant aus, ich hoffe, dass das Wetter bald wieder besser wird und die Sonne nicht nur in Eurem Herzen scheint!
    LG Eure Ex-Nachbarin (die immer noch weint….)

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