Mit dem Zug nach Belo Horizonte

Am 4. Oktober steht der Wecker wieder auf 5 Uhr. Nach den Nächten in der Stadt fällt es uns etwas schwerer so früh aufzustehen, als zuvor. Um kurz vor sechs versuchen wir einen Bus zum Bahnhof zum anhalten zu bringen. Dafür benötigen wir etwas Zeit. Nach drei Tagen in Vitória haben wir immer noch nicht ganz verstanden welcher Bus an welcher Haltestelle hält. Schließlich haben wir Glück und sind gegen 6:20 Uhr am Bahnhof. Die halbe Stunde, die man vor der Abfahrt da sein soll erscheint uns etwas übertrieben. Am Bahnhof ist deutlich mehr los als am Vortag, aber wir sind dennoch in wenigen Minuten im Zug. Unsere Sitzplätze befinden sich im letzten der ungefähr 15 Wagons. Wir sind die einzigen im Wagon und fragen uns, wie sich dieser unheimlich moderne Zug finanziell lohnen kann. In jedem Wagon gibt es acht Bildschirme, die jedoch leider nicht mehr Informationen preisgeben, als Logo und Slogan der Eisenbahngesellschaft Vale. Der Zug ist klimatisiert, was uns sehr recht ist, als das Außenthermometer einige Stunden später auf 37° C klettert. Die Sitze sind zwar nicht so bequem, wie in den komfortablen Bussen, aber wir empfinden die Fahrt im Zug trotzdem als deutlich angenehmer und sehen gar nicht wie die Zeit vergeht. Die Sitze bieten viel Beinfreiheit und bei einer Höchstgeschwindigkeit von 57 km/h ist die Fahrt sehr ruhig. Die Landschaft ändert sich im Laufe der Fahrt sehr: Kurze Zeit nachdem wir die Bucht von Vitória mit ihren Mangroven verlassen haben ist es sehr trocken. Auch als wir das Tal eines breiten Flusses hoch fahren ändert sich dies bis Governador Valadares (eine der zwei größeren Städte unterwegs) nicht. Die zweite Hälfte der Strecke ist daraufhin hingegen sehr grün. Auch der Zug hat sich mittlerweile gefüllt, was uns für die Wirtschaftlichkeit der einzigen längeren Zugstrecke Brasiliens mit Personenverkehr beruhigt. Aber auch auf dieser Strecke wird uns klar, dass hier der Güterverkehr im Vordergrund steht. Wir befinden uns schließlich auf dem Weg nach Minas Gerais (auf Deutsch: „Allgemeine Minen“). Im Laufe des Tages hören wir auf, die uns endlos erscheinenden Güterzüge zu zählen, die meistens wie es uns scheint mit Eisenerz gefüllt sind und uns auf ihrem Weg zum Hafen von Vitória entgegen kommen.
Nach 13 Stunden kommen wir gegen 20 Uhr in Belo Horizonte an. Wir versuchen unser Glück in einem Hostel, welches eine Metrostation vom Bahnhof entfernt ist. Das Viertel um die Metrostation ist arm, aber es sind viele Leute auf der Straße. Wir fühlen uns sicher. Nach einem steilen Fußmarsch haben wir unser Nachtquartier erreicht.

map.jpgAm nächsten Tag fahren wir mittags mit der Metro zum Busterminal. Wir lassen unsere Rucksäcke in Schließfächern und nehmen uns ein paar Stunden Zeit um einen ersten Eindruck von Belo Horizonte zu bekommen. Wir sind beeindruckt von dem modernen Bussystem. Anstatt einzelner Busspuren, gibt es hier ganze Straßen, die nur für Busse freigegeben sind und über Stationen mit Schiebetüren verfügen. Auffällig sind auch die vielen Bäume in den Häuserschluchten. Laut Reiseführer gehört BH (ausgesprochen Be-Agga), wie es von den Einheimischen genannt wird, zu den Städten mit den höchsten Lebensstandards in Lateinamerika. Nach den afrikanischen Rhythmen in Salvador haben wir in Belo Horizonte das erste mal das Gefühl in einer lateinamerikanischen Metropole zu sein. Auf uns wirkt die Stadt jedoch wie ein monotones, endloses Häusermeer und wir fragen uns welche Freizeitaktivitäten die Stadt für ihre Bewohner so attraktiv machen. Um 16 Uhr nehmen wir den Bus nach Ouro Preto.

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  1 comment for “Mit dem Zug nach Belo Horizonte

  1. Britta
    13. Oktober 2015 at 17:23

    Hibiskus gibt es wohl überall. 37°C , ganz schön heiß. Hier fangen wir allmählich mit dem Heizen an.

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